Spielbericht Clash of the Titans

Die größte Schlacht des Jahres oder Einstürzende Neubauten oder Skyscrapers Ragnarök am Tag der Zermalmung.
 Viel wurde berichtet, viel gemunkelt. Die Anspannung stieg in den letzten Monaten minütlich, der Super Bowl ist ein Lärcherlschas dagegen.
Gerüchte jagten einander, über die Aufstellung, die aktuelle Form der Akteure, mögliche Auswirkungen der Tomatenpreise in der Südmongolei auf die physische Verfassung am Tag der Schlacht der Schlachten. Die Welt wartete gespannt auf dieses epochale Aufeinandertreffen, auf das Messen zweier unbegreiflicher, unermesslich starker, de facto übermenschlich mächtiger Teams, welches in dieser Form noch nie dagewesen war und die sportlichen Geschicke dieser Erde erschüttern würde.
Es war Judgement day. Das Spiel der Wolves Rohrbach gegen den EC Skyscrapers.
Bereits aus der Vorabberichterstattung in den renommiertesten Sportmedien der Welt konnte man erahnen, welchen Stellenwert dieses Spiel für quasi Milliarden von Menschen hatte. Die Reporter überschlugen sich in Superlativen, um den Stellenwert dieses Match-ups darzulegen, auf CNN wurde die Berichterstattung alle halben Stunden unterbrochen, um Blicke von der von tausenden Fans belagerten Eishalle zu liefern und Inside-Reportagen zu erstellen. So zum Beispiel über den Preis der Schwarzmarktkarten, welcher sich am Spieltag auf € 1000,00 belief, wobei man hier von Kategorie Z – Karten ausgeht (Z für Zentrum Hauptplatz Hart bei Graz, wo man perspektivisch die Eishalle ungefähr in Briefmarkenformat vor sich sieht). Oder über die Tatsache, dass die Wolves in ihrer unendlichen Fairness auf ihre beiden Topverteidiger Hartstein und Suppan sowie ihren Top-line Winger und Captain Rumor verzichteten.
Die Stimmung war kurz vorm ersten Bully unfassbar. Die Menge tobte, ja raste, die bis zum letzten Platz ausverkaufte Halle war in  Adrenalin getunkt, die Spannung war greifbar. Und die Zuseher sollten nicht enttäuscht werden, denn dieses Duell der Titanen hielt, was es versprochen hatte.
Es entwickelte sich eine schnelle, rassige und intensiv geführte Partie. Von Beginn weg war zu merken, dass die Skyscrapers die Niederlage im ersten Saisonaufeinandertreffen (wir berichteten – ausführlich) noch lange nicht verdaut hatten und auf Wiedergutmachung aus waren. Spielerisch im Vergleich zum ersten Spiel stark verbessert, zeigten die Skyscrapers schon in den ersten Minuten, was auch bei mittelmäßigen Talenten mittels hartem Training möglich ist und übernahmen rasch das Kommando – was sich jedoch zunächst überhaupt nicht auswirkte. Denn die Wolves verbissen sich mit ihren Stahlzähnen in die anrückenden Wolkenkratzer und lieferten von Anfang an eine starke Defensivleistung. Und wenn doch ein Puck den Weg durch die dichten Verteidigungsketten fand, so war beim heute überragend spielenden Miller Ryan ähm Maier Chrissi im Tor Schluss – an diesem verzweifelte so manche Sturmreihe der Skyscrapers. Und so allmählich wurden auch die Wolves immer aktiver, das Spielgeschehen verlagerte sich nun zusehends weg vom eigenen Tor in Richtung gegnerischen Kasten. Doch justament bei unserem ersten Powerplay zog der perfekt in Position gebrachte Alfi Kopp zu einem seiner unnachahmlichen Schlagschüsse an, wurde jedoch durch einen offensichtlich zwischenzeitlich an seinen Kufen angebrachten Magneten aus der Bahn gebracht, und das unerwartete geschah – der soeben von der Strafbank gekommene, und sich deswegen im Rückraum der zu diesem Zeitpunkt leidenschaftlich  stürmenden Wolvesverteidigung befindliche Kapitän der Wolkenkratzer bekam den Puck und zog alleine, und durchaus gefällig beschleunigend („Hund, is der schnell“!) alleine auf das Wolvestor zu – keine Chance für unseren Goalkeeper Miller ähm Maier.
Doch wer dachte, dass dieses Gegentor die Wolves nun aus der Fassung bringt, der irrte gewaltig – wieder einmal kam die stählerne mentale Verfassung der Wolves zum Vorschein, die sich nicht beirren ließen, ihre konsequente Defensivleistung weiterhin abriefen und heroisch weiterkämpften. Immer wieder wurden Schüsse geblockt, Gegner behindert, und Beine und andere Körperteile in den Weg geworfen – und dies zehrte im zweiten Drittel offensichtlich  zunehmend an den Nerven der Skyscrapers, denn im dritten Drittel war es soweit, und unser Masterplan trug wie erwartet Früchte: Sichtlich entnervt von der Erfolglosigkeit ihrer Angriffsbemühungen, konzentrierte sich unser Gegner nun mehr auf die Entschärfung unserer Stürmer – und vergaßen dabei auf die Verteidiger. In Ermangelung einer Anspielstation, dachte sich unser Verteidiger Manuel Müller (Kärnter, der er ist): „No, wenn do kana frei is, donn geh i holt söba“, der erste Haken, gewagt, elegant, und etwas glücklich weil im eigenen Drittel, die Beschleunigung, vorbei am gegnerischen Center, hinein ins Offensivdrittel, ein Haken auf die Vorhandseite, Wristshot, ein kurzes Klingeln, denn vom rechten Torpfosten (wie üblich bei den Wolves, ein maßgenauer Schuss, wie im Training geübt, denn wenn die nicht sitzen, dann frage nicht wie der Trainer schimpft!) ging der Puck ins Tor. Zum ersten Mal erzitterte die Halle im Wolvesgebrüll, und es sollte nicht das letzte Mal sein. Denn dies war der Startschuss zur berüchtigten Wolves Schlussoffensive – wir spielten nun unsere offensichtliche körperliche Überlegenheit aus, und nur kurz darauf erkämpfte sich der an diesem Tag wieder bärenstarke Andi Biedermann die Scheibe, ein perfekter Rückpass auf den anstürmenden Marco Mandl, und voila – ein Tor wie aus dem Lehrbuch. So einfach kann Eishockey sein!
Und damit nicht genug, nach einer spitzenmäßigen Befreiung der Wolves aus dem eigenen Drittel schnappte sich Andi Biedermann den Puck, umspielte den letzten Verteidiger, zog unnachahmlich aufs gegnerische Tor und krönte seine Leistung mit einem eleganten Backhandschuss ins Tor. Dieses Tor schien den gegnerischen Tormann, höflich ausgedrückt, etwas zu beschämen, er versuchte nämlich kurzerhand, nicht sich selbst, sondern  das Tor in den Erdboden zu versenken. Da dies glücklicherweise nicht gelang, konnte das Spiel nach der fälligen Strafe weitergehen.
Am Schluss wurde dieses ohnehin körperbetont geführte Spiel noch etwas härter, was sich in vermehrten Strafen äußerte – und die Schlussoffensive der Skyscrapers führte tatsächlich noch zu einem Anschlusstreffer, welches der als Eishockeyspieler verkleidete Hulk im Dienste der Skyscrapers aus kurzer Distanz erzielte. Dieser Treffer erfolgte jedoch zu spät, denn die restlichen Sekunden konnten souverän heruntergespielt werden, und die Wolves gingen als Sieger vom Platz.
Ja, was soll man zu dieser Leistung sagen? Wie soll man die Schönheit eines Sonnenaufgangs am Baikalsee beschreiben, oder das Gefühl des warmen Sands an einem palmenumrahmen thailändischem Strand? Wie kann man nach solch einem Spiel noch Worte finden, die diese wahr geworden Unglaublichkeit definieren soll?
Vielleicht ist dies nhl.com am besten gelungen – dort standen über das Spiel die folgenden malerischen Worte geschrieben:
In the end, this game came down to what ice hockey really is about –
It’s a story about never giving up, about this odd feeling that anything is possible
It´s a story about that heroic fighting spirit of a Wolves team that despite lacking some of their best players showed just how talented this team is
And it´s a story about a wolves’ roar thundering through the rink at Hart bei Graz late in the third period, reducing the Skyscrapers to a pile of rubbish.
Hier der offizielle Spielbericht:
http://www.hockeyserver.net/nhlgraz/html-gr.php?l=de&gid=2524&lid=10&dir=nhlgraz
Und die (lesenswerte) Gegendarstellung :
http://www.ecskyscrapers.com/aktuelles/

Go Wolves!

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